Messdaten­basierter Federgabel­vergleich

Mit folgenden Federgabeln: Fox 38 MST, Manitou Mezzer Pro, Intend Flash Optimized

Ein Federgabeltest und warum dieser anders ist als alle anderen

Der Unterschied liegt in der Durchführung und Aufbereitung.

Viele Federgabeltests aus den uns bekannten Bikemagazinen oder Bikeportalen beruhen auf subjektiven Daten. Versierte Mountainbiker werden als Tester ausgewählt und bewerten die gestellten Federgabeln zumeist nach ihrem subjektiven Empfinden auf dem Trail. So kommt es dazu, dass dem einen Testfahrer die Dämpfung der Feder gefällt, einem anderen Testfahrer womöglich nicht. Diese überwiegend subjektiven Bewertungen der Federgabeln machen es schwer zu entscheiden, welche Federgabel die richtige für einen persönlich ist.

Fragen die sich Fahrer vor dem Kauf zu einer möglichen Federgabel stellen wie: „Ist diese Federgabel die richtige für mich?“ oder „Entspricht diese Federgabel meinem aktuellen Fahrstil?“ lassen sich so schwer beantworten.

Auch meine persönlichen Ansprüche an eine Federgabel in Bezug auf meinen Fahrstil konnte ich anhand solcher Federgabeltests immer nur schwer ablesen. Wo habe ich schon einmal die Möglichkeit, verschiedene Gabeln zu testen, diese auf das persönliche Fahrgefühl einzustellen und dann damit zu fahren. Wie oder wonach gehe ich, wenn ich mich für eine neue Federgabel entscheide? Ist es das Gewicht, die Ausstattung, die neuen Einstellmöglichkeiten oder doch die Dämpfung? So kam es dazu, dass zum einen mein Background als Ingenieur und zum anderen mein persönliches Interesse an einer guten und für mich funktionierenden Federgabel dazu geführt haben, diesen Federgabeltest zu entwickeln.

Ansatzpunkt dieses Tests sind ausgewertete Daten, die durch die Ausmessung einer Federgabel mittels Messtechnik erhalten werden. Datenbasierte Federgabeltests wurden bislang nicht durchgeführt oder nicht veröffentlicht. Sie machen jedoch den Unterschied zwischen einzelnen Modellen erst wirklich sichtbar. Eine Entscheidung für das eine oder andere Modell kann so also nicht nur auf Basis des subjektiven Empfindens eines anderen Fahrers ausgemacht werden, sondern anhand ausgewerteter Daten mittels Messtechnik. Die Wahl zur persönlich richtigen Federgabel ist somit datenbasiert.

Wie funktioniert das ganze nun?

Zur Beurteilung in diesem Federgabeltest stehen drei ausgewählte Federgabeln. Damit diese möglichst objektiv ausgewertet werden können, müssen immer die gleichen Randbedingungen herrschen. Dazu gehören:

  • dieselbe Teststrecke
  • vergleichbare Temperaturen
  • dieselbe Messtechnik
  • derselbe Fahrradrahmen
  • vergleichbare Grundeinstellungen

Im Folgenden wird die Teststrecke und die Messtechnik näher erklärt.

Teststrecke, Temperaturen und Messtechnik

Streckenverlauf der Freeride im Racepark Schulenberg
Abbildung 1: Streckenverlauf der Freeride im Racepark Schulenberg

Die Strecke muss immer dieselbe sein, da sonst keine Zeiten und weitere Daten verglichen werden können. Daher wurden sämtliche Messungen im Racepark Schulenberg (https://www.outdoorwerkstatt. eu/) auf der „Freeride“ (siehe Abbildung 1) durchgeführt. Ebenso ist die Umgebungstemperatur nicht ganz unwichtig. Ob die Gabeln nun bei 20 °C oder 9 °C getestet werden, ist relevant, da die Temperatur einen Einfluss auf die Gesamtperformance besitzt. Daher ist das Ziel die Gabeln alle in einem Temperatufenster zwischen 13-22 °C zu testen und abzustimmen.

Die Messtechnik stammt von BYB (https://bybtech.it/) und wird am Lenker befestigt, um die Beschleunigungswerte am Lenker aufzeichnen zu können. Die Messtechnik umfasst:

  • Beschleunigungssensor am Lenker
  • Linearsensor an der Federgabel
  • Linearsensor am Dämpfer

Die Strecke besitzt eine Gesamtlänge von ca. 700m mit einem Höhenunterschied von ca. 120 hm. Somit ist die Strecke relativ kurz, besitzt aber aufgrund einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 28-29 km/h und seiner Beschaffenheit dennoch genügend Input für ein Fahrwerk. Diese Eigenschaften haben zudem den Vorteil, dass mehrere Abfahrten ohne Ermüdung konstant gefahren werden können.

Vergleichbares Chassis

Forbidden Dreadnought V1

Mit dem Chassis ist immer das Bike mit Dämpfer gemeint. Alles, bis auf die Federgabel, bleibt gleich. Der Dämpfer wird auf gewisse Zielwerte mit der Messtechnik abgestimmt und dann als Referenz übernommen. Sollten dort zu große Abweichungen zwischen der Federgabel und dem Heck entstehen, die zu einer spürbaren fahrerischen Dysbalance führen, so wird das Heck angepasst und im entsprechenden Test erwähnt.

Als Bike wird ein Forbidden Dreadnought V1 in der Rahmengröße XL verwendet.

Der Dämpfer ist ein Fox Float X2 (MY2024), der von M-Suspensiontech (https://www.msuspensiontech.com/) auf den Hinterbau angepasst wurde.

Zum Chassis gehört auch noch ein Fahrer. In diesem Fall bin ich der Testfahrer. Das fahrfertige Gewicht liegt bei 96kg bei einer Größe von 1.85m.

Da das Bike eine spezielle Geometrie aufweist, kann die vom Hersteller angegebene Federrate bzw. Luftdruck für den Dämpfer nicht verwendet werden. Die Rahmengröße ist für die Körpergröße eine Nummer größer ausgewählt worden, da ich als Fahrer überdurchschnittlich lange Arme und Beine habe. Der Affenindex ist demnach >1.

Vergleichbare Grundeinstellungen

Um die Vergleichbarkeit weiter zu erhöhen, wird die Grundeinstellung vereinheitlicht. Mit Grundeinstellung ist an dieser Stelle die Federrate bzw. der dynamische SAG gemeint.

Kleine Exkurs, da schon der Begriff des dynmischen SAGs gefallen ist. Der dynamische SAG beschreibt den durchschnittlich genutzten Federweg auf einer Strecke und ist der Maßstab zum Einstellen der Federrate (sei es eine Stahlfeder oder auch Luftfeder).

Dieser wird für alle Testfahrten auf ein einheitliches Maß gestellt und wird im Vorfeld für dieses Bike spezifisch berechnet.

Berechnung des passenden dynamischen SAGs
Abbildung 2: Berechnung des passenden dynamischen SAGs

In Abbildung 2 wird exemplarisch die Berechnung des dynamischen SAGs dargestellt. Die Nullstelle beschreibt den „optimalen“ dynamischen SAG für den Rahmen und der Federgabel.

Ziel dabei ist, dass im dynamischen SAG das Federverhalten für den Fahrer einheitlich ist. Das heißt, dass sich das Anfedern aus dem dynamischen SAG für den Fahrer vorne wie hinten gleich anfühlt. Weder die Front noch das Heck sollte sich im Verhältnis stärker bewegen. So ergibt sich aus dem dynamischen SAG heraus ein einheitliches und vorhersehbares Verhalten.

Damit die Gabeln untereinander vergleichbar werden, fehlt noch ein entscheidender Punkt - die Federgeschwindigkeiten. Im Laufe der Zeit hat sich durch Erfahrungen und Kundenfeedback (sei es Einsteiger, Fortgeschrittener oder auch World-Cup-Fahrer) gezeigt, dass gewisse Geschwindigkeitsbereiche sinnvoll und vor allem auch praktikabel sind. Zur Normierung der Federgeschwindigkeiten wird bei diesem Test das Setup der Gabel mit der schnellsten Abfahrtszeit zugrunde gelegt.

Die Basis dieses Setups kommt aus dem Enduro- und Downhillbereich und wurde im Laufe der Zeit soweit angepasst, dass sie im Shuttlebetrieb, in Bikeparklaps oder auch entspannten selbst erfahrenen Runden problemlos funktioniert.

Kurz gesagt: Diese Werte bringen immense Sicherheit und führen zu einem gesteigerten Selbstbewusstsein, sodass der Spaß und auch die Fahrgeschwindigkeit wachsen, ohne dass die Geschwindigkeit das alleinige Ziel ist. Das Setup funktioniert also in vielen Geschwindigkeitsbereichen: Von Vollgas bis hin zur „entspannteren“ Runde.

Die Kurzbeschreibung der Federgabeln

Mit Hilfe der Kurzbeschreibung werden die wichtigsten Eckdaten und Besonderheiten jeder Testgabel festgehalten. Zudem findet eine erste Auswertung der Messdaten statt und erste Erkenntnisse werden geteilt. Da im Rahmen des Tests aufgefallen ist, dass das Tuning bei MST mit verbauter VVC zu stärkeren Abweichungen zum angedachten Dämpfungssetup aufweisen kann, wurde ein Nachtest zwischen der Intend und Fox 38 MST durchgeführt. Problematisch ist die Empfindlichkeit in Bezug auf Toleranzen des VVC-Systems beim Zusammenbau. Dieses wurde bei der neuesten Version entfernt. Das MST Tuning ist eine V3 und entspricht dem aktuellsten Stand.

Der Test mit der Intend und Fox wurde in einem Kavenz VHP16 V7 durchgeführt. Die Daten wurden zwischen dem Dreadnought und dem Kavenz für die Intend verglichen und es wurden keine Abweichungen in Bezug auf die Messdaten gefunden.

Fox 38 MST V3 (2023)

Fox 38 MST V3 (2023)

Die Fox 38 darf in dieser Testreihe starten. Da sie zusammen mit dem Dämpfer von MST abgestimmt wurde, wird so gleich der Dämpfer als Referenz eingestellt. Nach dem ersten Setup bleibt die Einstellung des Dämpfers für alle weiteren Testdurchläufe identisch und dient als Basis.

Der Druckstufenkolben wurde durch MST ausgewechselt. Das VVC für die Highspeedverstellung der Zug- und Druckstufe wurde entfernt. Die Buchsen sind kalibriert und die Abstreifer gegen RacingBros- Abstreifer mit geringerer Reibung ersetzt. Für die Druckstufe gibt es vier verschiedene Setups. Sie nennen sich Komfort, Sport , Race und Race+. In der Gabel ist der Sporttune verbaut. Folgende Merkmale besitzt sie:

  • 2-Kammer Luftfeder mit Token
  • neuer Druck- und Zugstufenkolben
  • RacingBros-Absteifer
  • Lowspeeddruckstufenverstellung
  • Low-/Highspeedzugstufenverstellung
  • Kobalt-Steckachse, um unterschiedliche Nabenbreiten auszugleichen
  • kalibrierte Buchsen
  • angepasste Druck- und Zugstufendämpfung
  • 170mm Federweg
  • EBL: 590,5 mm
Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Zugstufe)
Abbildung 3: Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Zugstufe)

In Abbildung 3 sind mit Hilfe eines Histogramms die Federwegsgeschwindigkeiten des Vorder- und Hinterrads dargestellt. In Grün sind die Werte der Federgabel zu erkennen und analog dazu in Grau die Werte des Hinterrads. Die rote Linie zeigt die Differenz zwischen dem Vorder- zum Hinterrad („Diff Fr-Hr ­“).

Wenn die Differenz gering ist, so ist das Verhalten zwischen Vorder- und Hinterrad sehr ähnlich. Umso größer die Differenz, um so größer die Abweichung. Das bedeutet für den Fahrer wiederum, dass er einen größeren Anteil seines Fokus bei der Abfahrt auf das Verhalten des Fahrwerks lenken muss.

Für das Zugstufensetup des MST Fahrwerks kann an dieser Stelle ein sehr großes Lob ausgesprochen werden, da so gut wie keine nennenswerten Abweichungen auf der Zugstufe zwischen Vorder- und Hinterrad vorliegen.

Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Druckstufe)
Abbildung 4: Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Druckstufe)

Wird demgegenüber die Druckstufenverteilung in Abbildung 4 betrachtet, fällt auf, dass sich die Differenz zwischen Vorder- und Hinterrad auf sehr niedrigem Niveau bewegt.

Da der Fahrer in der Regel empfindlicher auf Dysbalancen in der Zugstufe reagiert als in der Druckstufe, sind die vorliegenden Unterschiede im MST Fahrwerk auf sehr geringem und damit gutem Niveau. Das bedeutet, dass das Fahrwerk durch MST sehr ausgewogen und vor allem so ausgelegt wurde, dass eine sehr gute Balance bei den Federgeschwindigkeiten am Vorder- und Hinterrad erreicht werden.

Die Einstellbarkeit durch die vorhandenen Einsteller ist dabei nicht ausgereizt und kann entsprechend den Vorlieben des Fahrers weiter verfeinert werden. Es befindet sich kein Einsteller bei diesem Setup am oberen oder unteren Anschlag des Spektrums.

Federwegsverteilung Fox 38 MST im Vergleich zum Hinterrad
Abbildung 5: Federwegsverteilung Fox 38 MST im Vergleich zum Hinterrad

In der Abbildung 5 ist die Federwegsverteilung zu erkennen. In der Abbildung ist erkennbar, dass die Federgabel und das Hinterrad unterschiedliche dynamische SAGs besitzen. Aufgrund der Verwendung eines Luftdämpfers (Rock Shox Super Deluxe Ultimate) führt dies dazu, dass ein höherer dynamischer SAG am Hinterrad gefahren wird als an der Front. Dabei bleibt das Gefühl des Anfederns zwischen Front und Heck vergleichbar. Die Luftfeder der Fox 38 zeigt hier keine Auffälligkeiten. Einen direkten Vergleich aller Federgabeln erfolgt am Ende des Tests.

Kurz zusammengefasst:

  • ausgeprägtes balanciertes Verhalten in Bezug auf die Federgeschwindigkeiten
  • beim vorliegenden Setup ist bei den Einstellern sowohl nach oben wie nach unten noch Luft zum Einstellen vorhanden

Manitou Mezzer Pro (2024)

Manitou Mezzer Pro (2024)

Diese Federgabel besitzt eine serienmäßige Dämpfung. Es wurden nur die Buchsen kalibriert und ein anderes Schmiermittel in die Tauchrohre und Luftkammer eingefüllt. Da diese Gabel in den Foren gerne als Ausgangsbasis für weitere Tunings verwendet wird und auch serienmäßig eine gute Plattform sein soll, ist sie in den Test aufgenommen worden. Merkmale der Federgabel:

  • geringstes Gewicht in der Testrunde
  • 3-Kammer Luftfeder
  • High-/Lowspeeddruckstufenverstellung
  • Lowspeedzugstufenverstellung
  • Hexlock Steckachse
  • 180 mm Federweg (hier ausnahmsweise mehr, da sonst die EBL nicht vergleichbar ist)
  • EBL: 587,5 mm

Interessanterweise ist die Einbauhöhe geringer als bei der Fox 38 MST, obwohl 10mm mehr Federweg vorliegen. Das ist ein interessanter Punkt für alle, die viel Federweg, aber nicht unbedingt eine hohe Front durch eine hohe Einbauhöhe haben wollen.

Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Zugstufe)
Abbildung 6: Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Zugstufe)

Aufgrund der ausführlicheren Beschreibung bei der Fox 38, wird an dieser Stelle eine stark zusammengefasste Analyse der Federgeschwindigkeiten durchgeführt. In Abbildung 6 ist das Histogramm der Zugstufenverteilung vom Hinterrad und der Manitou dargestellt.

Zur Erinnerung:

Der Dämpfer wurde mit der Fox 38 MST Federgabel abgestimmt und dient als Referenz in sämtlichen Vergleichen. Der Dämpfer wurde im weiteren Testverlauf nicht mehr angepasst.

Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Druckstufe)
Abbildung 7: Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Druckstufe)

In der Abbildung 7 wird deutlich, dass der Zugstufencharakter der Manitou sich zur Fox 38 MST unterscheidet. Der Unterschied wird besonders im Bereich der Lowspeed- bis Midspeedzugstufe deutlich. Hier besitzt die Manitou eine schwächere Abstimmung (weniger Dämpfung), sodass im Bereich der Lowspeed- bis Midspeedzugstufe die Manitou bei vergleichbarer Highspeedzugstufe schneller ausfedert als die Fox 38 MST.

Das Verhalten der Druckstufe zeigt keine bemerkenswerte Unterschiede zum Hinterbau. Somit ist die Druckstufe vergleichbar zur Fox 38 MST.

Da die Einstellbarkeit ein wichtiges Thema ist, muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass alle Einsteller an der oberen Grenze (offen) waren. Eine Einstellbarkeit ist so nicht für leichtere Fahrer (<90 kg) gegeben. Das ein passendes Setup gefunden werden konnte, lag hier glücklicherweise mit meinem Gewicht als Fahrer zusammen.

Federwegsverteilung Manitou Mezzer Pro im Vergleich zum Hinterrad
Abbildung 8: Federwegsverteilung Manitou Mezzer Pro im Vergleich zum Hinterrad

Abbildung 8 zeigt das Histogramm der Federwegsnutzung.

Die Ausnutzung des Federwegs ließ sich mit Hilfe der 3-Kammer Luftfeder sehr gut kontrollieren und war nur minimal aufwendiger als bei jeder anderen Luftfeder. Eine Besonderheit durch die 3-Kammer Luftfeder im Vergleich zu einer 2-Kammer Luftfeder lässt sich erkennen. Die 3-Kammer- Luftfeder bildet keine ausgeprägte Häufung um den dynamischen SAG wie die FOX 38 MST. Es ist insgesamt eine gleichmäßigere Verteilung der Federwegsdichte zwischen 10-45% des Gesamtfederwegs. Dieses Verhalten bedeutet, dass die Luftfeder „weicher“ als die 2-Kammer Feder der Fox ist und in dem Bereich eine geringere Federrate besitzt. Die Definition von „mehr“ relativiert sich am Ende im Gesamtvergleich aller Gabeln. Es ist eher als ein „anders“ zu bezeichnen.

Intend Flash (Optimized 2024)

Intend Flash (Optimized 2024)

Neueste Generation der Intend Flash mit der aktuellsten Zugstufenabstimmung. Intend legt großen Wert auf Reibungsminimierung. Zur Reibungsoptimierung gehören folgende Punkte:

  • Buchsen kalibrieren
  • Reibungsflächen „polieren“
  • reibungsreduzierende Schmieröle
  • reibungsoptimierte Dichtungen
  • reibungsoptimierte Staubabstreifer

Diese Punkte werden bei Intend im Haus durchgeführt und führen dazu, dass keine Nacharbeiten nötig sein sollten. Dazu mehr im Gesamtvergleich.

Folgende Merkmale besitzt die Gabel:

  • Lowspeeddruckstufenverstellung
  • Lowspeedzugstufenverstellung
  • Stufen- und werkzeuglose Verstellung des Federwegs
  • 170mm • EBL: 584,5 mm
  • Reibungsoptimierungen
Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Zugstufe)
Abbildung 9: Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Zugstufe)

Das Zugstufenhistogramm hierfür ist in Abbildung 9 dargestellt. Gegenüber dem Hinterbau besitzt die Intend eine stärkere Highspeed Zugstufendämpfung.

Die Abweichung im Bereich der Highspeed Zugstufe fällt hier deutlicher auf (rote Markierung). Welchen Einfluss diese Abweichung zur Folge hat, kann an dieser Stelle nicht näher beleuchtet werden und muss im Vergleich zu den anderen Gabeln gezogen werden.

Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Druckstufe)
Abbildung 10: Verteilung der Federgeschwindigkeiten des Vorderund Hinterrads (Druckstufe)

Auf der Druckstufenseite ist keine nennenswerte Abweichung in Abbildung 10 zu erkennen.

Wird ein erster Vergleich zu den bereits angegebenen Federgabeln erstellt, so lautet die Zusammenfassung für die Druckstufe, dass alle Gabeln ein vergleichbares Verhalten bei der Druckstufendämpfung aufweisen.

Federwegsverteilung Intend Flash im Vergleich zum Hinterrad
Abbildung 11: Federwegsverteilung Intend Flash im Vergleich zum Hinterrad

Die Intend weist eine ähnliche Federwegsdichte wie die Fox 38 MST vor. In Abbildung 11 ist die Verteilung dargestellt.

Die „spitze“ Anhäufung der Federwegshäufigkeit ist typisch für eine 2-Kammerluftfeder. Eine ausgeprägte Federwegshäufung ist mit Ausdruck „steht höher im Federweg“ zu vergleichen. Umso stärker die Anhäufung ist, umso weniger „versackt“ die Gabel im Federweg. Dieses gilt insbesondere für die fallenden Flanke in Richtung der höheren Federwege, da ab dem dynamischen SAG das Absacken deutlich spürbar werden kann.

Ergebnisse aus der Vermessung

Dämpfung

Die Ergebnisse werden in diesem Test normiert dargestellt. Als Referenzwerte werden die Daten aus der schnellsten Runde herangezogen. In der Tabelle 1 sind alle relevanten Daten und Rundenzeiten dargestellt.

Tabelle 1: Normierte Ergebnisse aus der Vermessung
  Fox 38 MST Manitou Mezzer Pro Intend Flash
Avg. Compression 100% -24.66% +2%
Max. Compression 100% -8.3% -7.97%
Avg. Rebound 100% -19.74% -14.22%
Max. Rebound 100% -2.97% -12.15%
Time 100% +1.64% +0.82%

An den Zeiten lässt sich erkennen, dass alle Gabeln in einem ähnlichen Leistungsbereich liegen. Die Unterschiede sind auf die Zeit bezogen nur minimal. Der Setup Prozess wurde abgeschlossen, sobald ein Zeitplateau erreicht und somit die Abfahrtszeiten konstant geworden sind.

Aus allen Abfahrten pro Federgabel wurde die jeweils schnellste Zeit ausgewählt. Interessant dabei ist, dass sich bei den Abfahrten ein Zeitplateau gebildet hat, sodass die letzten Abfahrten bei jeder Gabel annähernd die gleichen Zeiten besitzen.

Abweichungen in der Tabelle 1 von etwa 10-13% werden in der Regel nicht bzw. kaum durch den Fahrer wahrgenommen. Da in der Tabelle nur der durchschnittliche Wert angegeben ist, lässt sich nicht feststellen, wie sich dieser zusammensetzt. Denn der durchschnittliche Wert errechnet sich aus allen in der Messung vorhandenen Messpunkten. Bei einer Abtastrate von 1000 Hz entstehen schnell um die 90000 oder mehr Messpunkte für die vorliegende Messdauer. So kann eine unterschiedliche Geschwindigkeitsverteilung in der Zugstufe dennoch zu gleichen/vergleichbaren durchschnittlichen Werten führen.

Daher sind in Abbildung 12 die Histogramme der Zug- und Druckstufe dargestellt.

Vergleich der Dämpfung im Histogramm aller Federgabeln
Abbildung 12: Vergleich der Dämpfung im Histogramm aller Federgabeln

Wird die Druckstufenseite betrachtet, so fällt auf, dass alle Gabeln eine vergleichbare Druckstufencharakteristik besitzen, wobei die Manitou bei höheren Federgeschwindigkeiten am straffsten ist.

Die Zugstufencharakteristik zeigt wiederum ein unterschiedliches Verhalten. Zur Erklärung wird die Fox 38 MST als Referenz herangezogen.

Die Zugstufe der Manitou besitzt im Bereich des Lowspeedrebounds eine schwächere Dämpfung als die Fox. Im Bereich der Highspeedzugstufen ähneln sich die Manitou und Fox, wobei die Manitou minimal stärker gedämpft ist.

Die Intend wiederum besitzt eine schwächer gedämpfte Zugstufe im Lowspeedbereich wie die MST, ist dafür im Highspeedbereich stärker gedämpft.

In Tabelle 2 sind die Ergebnisse zusammengefasst.

Tabelle 2: Zusammenfassung der Dämpfungschrakteristik
  Fox 38 MST Manitou Mezzer Pro Intend Flash
Druckstufendämpfung Referenz vergleichbar vergleichbar
Lowspeedzugstufe Referenz minimal schwächere Dämpfung schwächere Dämpfung
Highspeedzugstufe Referenz Minimal stärkere Dämpfung stärkere Dämpfung

Die Fox 38 MST ist somit von den getesteten Gabeln die Gabel mit der schnellsten Zugstufe in der Gesamtbetrachtung (über alle Werte). Im Low- bis Midspeedrebound ist die Intend schneller. Die Manitou demgegenüber ist vielen Bereichen sehr nah zur Fox 38 MST Dämpfung. Kleinere Unterschiede liegen in der Lowspeedzugstufe (minimal schwächer gedämpft) und Highspeedzugstufe (minimal stärker gedämpft).

Federwegsnutzung

Ein weiterer interessanter Punkt ist, wie die Federgabeln den Federweg nutzen. Hierfür ist in Abbildung 13 das Histogramm der Federwegsnutzung sowie das Integral des absolut genutzten Federwegs dargestellt.

Histogramm und absolutes Integral des genutzten Federwegs
Abbildung 13: Histogramm und absolutes Integral des genutzten Federwegs

Die Fox 38 MST bildet ein Plateau zwischen 20-35% des Gesamtfederwegs und lässt sich zu einem gewissen Grad mit dem Verhalten der Manitou vergleichen. Die Manitou hat ein Plateau von ca. 22-35% des Gesamtfederwegs. Auffällig bei der Manitou ist, dass ab 35% Federweg eine Häufung vorliegt. Dies lässt sich durch die Dreikammerluftfeder (IRT) erklären. In diesem Bereich wird die zweite Positivkammer aktiv und bietet im mittleren Federwegsbereich „Gegenhalt“. Die Abstimmung der Manitou Luftkammer zeigt, dass ein ähnliches Verhalten zur Fox im ersten Drittel des Federwegs angestrebt wurde und ab dort die IRT Kammer zur „Unterstützung“ aktiv wird. Die Kurve der Manitou kann durch eine Anpassung der Druckverhältnisse zwischen der Haupt- und IRT-Kammer angeglichen werden.

Wird die Verteilung der Intend im Vergleich zur Fox verglichen, fällt auf, dass die Intend eine Glockenkurve besitzt. Die Spitze liegt im Bereich zwischen 28-34% des Federwegs. Die abfallende Flanke ist weniger steil wie die der Fox und steiler als bei der Manitou. Sie liegt quasi dazwischen.

Das absolute Integral des Federwegs ist abhängig vom Dämpfungssetup und der Charakteristik der Luftfeder. Wird das absolute Integral betrachtet, so stellt die Fox den meisten Federweg zur Verfügung. Danach kommt die Intend und abschließend die Manitou. An dieser Stelle können nur die Fox und Intend verglichen werden, da die Manitou an einem anderen Bike vermessen wurde.

Die geringere absolute Nutzung des Federwegs der Intend lässt sich durch zwei Aspekte erklären bzw. ist ein Zusammenspiel zweier Aspekte. Der erste Punkt ist, dass die Luftfeder anders als die Fox eine konzentriertere Federwegsdichte aufweist und der Zweite ist, dass die Highspeedzugstufe langsamer ist. Ob dadurch eine höhere Belastung für den Fahrer am Lenker entsteht, kann anhand dieser Daten nicht gesagt werden. Hierfür hilft die folgende Frequenzanalyse weiter.

An dieser Stelle soll nochmals betont werden, dass die Luftkammer der Fox ein Serienteil ist und kein Tuning durch MST erfahren hat. Die Erkenntnisse aus diesem Test in Bezug auf die Luftfeder lassen sich somit auf Seriengabeln übertragen.

Frequenzanalyse

Um einen Transfer zu den subjektiven Empfindungen zu schaffen, ist die Beschleunigung am Lenker wichtig. Hierfür wurde ein Sensor am Vorbau montiert, um vertikale Beschleunigungen aufzuzeichnen. In Abbildung 14 sind die relevanten Frequenzbereiche dargestellt. Die Eigenfrequenzen werden in dieser Abbildung nicht dargestellt.

Frequenzanalyse des Federwegs, der Federgeschwindigkeit, sowie der Beschleunigung am Lenker
Abbildung 14: Frequenzanalyse des Federwegs, der Federgeschwindigkeit, sowie der Beschleunigung am Lenker

Niedrige Frequenzen bedeuten starke Bodenanregungen (siehe grüne Markierung). Dazu gehören einzelne größere Kanten, Drops, etc. Hohe Frequenzen sind folglich Anregungen durch schnell überfahrene Wurzelteppiche oder Schotter.

Eine Abfahrt besteht aus einer Überlagerung vieler gleichzeitig aktiver Frequenzen, die durch eine Frequenzanalyse in ihre Bestandteile zerlegt und so erst sichtbar gemacht werden können.

Das menschliche Empfinden ist frequenzabhängig. Niedrige Frequenzen werden meist nicht als störend/anstrengend wahrgenommen. Erst die in dieser Grafik höheren Frequenzen sind deutlich spürbar bzw. können als störend oder anstrengend wahrgenommen werden und führen je nach Stärke zur Ermüdung.

Werden die Beschleunigungswerte betrachtet fällt auf, dass die Intend im höheren Frequenzbereich die niedrigsten Anregungen im Test zeigt. Auffällig ist dagegen die Fox. Sie zeigt im höheren Frequenzbereich erhöhte Beschleunigungswerte. Das ist in dem Sinne bemerkenswert, da sie kalibrierte Buchsen besitzt und dieses Verhalten nicht erwartet wurde. Das hat zur Folge, dass die Fox „hakt“ und sich dann „losbricht“, was zu einer teils erhöhten Federgeschwindigkeit (Abbildung 14, Zeile 2) in dem entsprechendem Frequenzbereich führt. Da die Manitou auch kalibrierte Buchsen besitzt und dieses Verhalten nicht aufweist bzw. ein niedrigeres Vibrationsniveau zeigt als die Fox, ist davon auszugehen, dass ein Hardwarethema bei der Fox 38 vorliegt. Hierfür sei auf die ältere Vermessung im Anhang verwiesen.

Zusammengefasst weist die Intend die geringsten spürbaren Vibrationen am Lenker auf. Die Vibrationen hängen vorwiegend mit der Federgabelhardware zusammen und nur zu einem geringen Anteil mit der Dämpfung. Das heißt, dass Aspekte wie Buchsen, Schmieröl und Reibung durch Dichtungen eine entscheidende Rolle spielen.

Persönliches Fazit

Wenn ich eine Gabel favorisieren soll, dann müsste ich mich zwischen der Fox 38 MST und Intend entscheiden müssen. Und dann wüsste ich noch nicht einmal welche!

Welche Vorzüge hat die Intend?

Zum einen besitzt die Gabel eine extrem geringe Losbrechkraft und weist die niedrigsten Vibrationen von allen Gabeln am Lenker auf. Dieses wird in der Abbildung 15 deutlich. Sie ist somit am komfortabelsten und kraftsparendsten von allen getestet Federgabeln zu fahren. Mit kräfteschonend ist an dieser Stelle vor allem die Ermüdung der Unterarme gemeint. Zudem kommt noch ein sehr aktives Verhalten aufgrund der Upsidedown-Bauweise beim Bremsen hinzu, was weder die Fox noch die Manitou so bieten kann.

Frequenzanalyse des Federwegs, der Federgeschwindigkeit, sowie der Beschleunigung am Lenker
Abbildung 15: Frequenzanalyse des Federwegs, der Federgeschwindigkeit, sowie der Beschleunigung am Lenker

Die Luftfeder der Intend hält die Gabel im Bereich des dynamischen SAGs und gibt mir als Fahrer einen guten Gegenhalt, um mit der Gabel zu arbeiten. Gleiches kann kann auch zu der Fox 38 MST in Bezug auf den Gegenhalt gesagt werden. Sie hält mich als Fahrer ebenso gut im Federweg, nur eben anders. Daher kann ich an dieser Stelle nicht sagen, welche der beiden Luftkammern mir mehr gefällt. In Abbildung 15 auf der linken Seite wird dies nochmals deutlich.

Histogramm und absolutes Integral des genutzten Federwegs
Abbildung 16: Histogramm und absolutes Integral des genutzten Federwegs

Welche Vorzüge hat die Fox?

Den entscheidenden Punkt für die Fox 38 MST stellt die für meinen Fahrstil besser funktionierende Dämpfung in diesem Test dar. Um auch hier noch einmal eine Überblick zu geben, sind in Abbildung 17 die Histogramme für die Federweggeschwindigkeiten dargestellt.

Vergleich der Dämpfung im Histogramm aller Federgabeln
Abbildung 17: Vergleich der Dämpfung im Histogramm aller Federgabeln

Die MST-Gabel besitzt in der Zugstufe eine stärkere Dämpfung im Lowspeedbereich als die Intend und ist im Highspeedbereich wiederum schneller. Dies hat zur Folge, dass sich die Gabel für mich etwas kontrollierter über Wurzelfelder oder ähnlichen Gegebenheiten fahren lässt.

Die unterschiedlichen Charakter der Dämpfungen von MST und Intend sind nur im direkten Back- 2-Back-Vergleich spürbar. Die Aussage zum Back-2-Back-Vergleich legt ein vermessenes Fahrwerk und ein Tausch der Federgabeln am gleichen Tag zugrunde. Und selbst unter diesen Voraussetzungen sind die Unterschiede nur subtil und geschulter Wahrnehmung spürbar. Zumal hier der zeitliche Unterschied bei gerade einmal 0,82% auf der Messstrecke lag.

Soll dieses Ergebnis auf den Endkunden übertragen werden, so wird dieser nur schwer bis gar keinen Unterschied feststellen können. Beide Dämpfungen spielen in der Topliga und sind absolut empfehlenswert. Da spielt das Casting (Reibung) und Setup der Luftfeder eine größere Rolle im Fahrgefühl und erst mit einer Fahrwerksabstimmung können die letzten „3-5%“ Performance erzielt werden. Inwiefern dies für den jeweiligen Nutzer entscheidend ist oder angestrebt wird, steht auf einem anderen Blatt. Daher sind sowohl das Tuning von MST, als auch die Intend Flash eine absolute Empfehlung.

Und was ist mit der Manitou?

Die Manitou bietet eine extrem gute Basis. Die Front fühlt sich aufgrund der Zugstufe nervös an und mein Fokus musste sich mehr auf das Vorderrad konzentrieren. Das hängt mit der stärkeren Lowspeed- und Midspeed-Zugstufendämpfung zusammen. So kostet Gabel mehr Kraft beim Fahren und ließ sich nicht so leichtfüßig wie die Intend oder Fox bewegen. Negativ ist, dass der Einstellbereich der Gabel für mein Fahrgewicht gerade noch ausreichend ist (alle Versteller maximal offen). Sobald aber eine leichtere Person (<96kg fahrfertig) diese Gabel fahren möchte, sollte der Tune anders ausgelegt sein, da sie sonst überdämpft ist.

Anhang

Frequenzanalyse ältere Vermessung zwischen Fox und Manitou
Abbildung 18: Frequenzanalyse ältere Vermessung zwischen Fox und Manitou

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